Die Beschäftigung mit dem eigenen Ich war in keinem Zeitalter so ausgeprägt wie heute und ist ständiger Begleiter unseres Alltags. Die vielen Selfies, die gegenwärtig fast schon jeder von sich macht und auf seinem Smartphone ununterbrochen griffbereit hat oder in den Sozialen Medien postet, sind paradigmatisch für dieses Phänomen des jungen 21. Jahrhunderts. Sie zeigen uns überall und jederzeit in rasch geschossenen Fotos oder verewigen akribisch durchkomponierte Selbstinszenierungen. Somit ist die Frage nach der Darstellung des Ichs aktueller denn je. Auch in der Kunst kommt die Wiedergabe der eigenen Person durch den/die KünstlerIn selbst als Thema immer wieder und in den unterschiedlichsten Ausprägungen vor. Innerhalb der Porträtmalerei zählen daher Selbstbildnisse zu den faszinierendsten Beispielen dieser Gattung.
Die Protagonisten können sich darin so schildern wie sie sich wahrnehmen oder aber wie sie von anderen gesehen werden wollen. Ging es früher darum, ein möglichst exaktes Abbild der eigenen Physiognomie zu geben, so kamen im Laufe der Entwicklung immer mehr körperlich-seelische Befindlichkeiten, Selbstreflexion und sozialkritische Komponenten zum Ausdruck. Wie sich nun die Künstler des Nötscher Kreises mit diesem Sujet auseinandersetzten und welche Aspekte sie darin verarbeiteten, soll in der heurige Schau gezeigt werden. Darüber hinaus bieten Werke von befreundeten KünstlerkollegInnen ihrer Zeit einen Vergleich und gleichzeitigen Einblick in stilistische und thematische Tendenzen dieses speziellen Bereichs in der Porträtkunst. Eine Brücke in die Gegenwart wird u.a. mit Selbstdarstellungen der heute in Nötsch lebenden Künstlerin Helga Druml gebaut.
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Kuratorin der Ausstellung: Sigrid Diewald