Pure Begegnung
Ausstellung im Museum des Nötscher Kreises
vom 24. April bis 30. Oktober 2022
Es ist das Familienhaus des Künstlers Franz Wiegele (1887-1944), das bis heute dem sogenannten „Nötscher Kreis“ seinen konkreten Bezugsort gibt. Und doch steht die Kunstentwicklung von Franz Wiegele fast monolithisch individuell in der österreichischen Kunstgeschichte, auch innerhalb des Nötscher Kreises. Ausgedehnte internationale Reisen nach Paris, Rom, Nordafrika und längere Aufenthalte in der Schweiz haben dem jungen Künstler ein umfassendes Bild der aufbrechenden Moderne am Beginn des 20. Jahrhunderts vermittelt. Seine Künstlerkontakte zu den progressiven Persönlichkeiten der Wiener Szene haben ihn lange Jahre herausgefordert, und doch ist Franz Wiegele konsequent seinen eigenen Weg gegangen. Vor allem in permanenter Auseinandersetzung mit formalen Fragen der Bildkomposition beschäftigt, wandte er sich in weiterer Konsequenz immer mehr den Klassikern der Kunstgeschichte zu, um aber dennoch in seinen Menschendarstellungen immer wieder in besonderer Weise persönliche Kontaktsituationen aufzubauen. Speziell auf diesen Aspekt der „puren Begegnung“ in seinen Gemäldekompositionen, Porträtdarstellungen und insbesondere in den Zeichnungen wird sich das Ausstellungsprojekt, das sich auch als Reaktion auf die aktuelle Corona-Situation sieht, beziehen: In einer Zeit, in der jede menschliche Begegnung hinterfragt und „social distancing“ zur Regel wird, gibt die Bildkunst von Franz Wiegele, immer wieder von Neuem variiert, Anleitungen und Impulse zur intensiven menschlichen Begegnung.
Die Ausstellung hat ihr Zentrum in den Ausstellungsräumen des Museums des Nötscher Kreises, wo vor allem der präzise Zeichner Franz Wiegele in den Fokus der Aufmerksamkeit gestellt wird. Sie greift aber auch auf andere Bereiche des Hauses und des Gartens aus, hat doch der Künstler Franz Wiegele sehr prägnante Texte hinterlassen, die, zitathaft im Umfeld des Hauses Wiegele positioniert, eine erweiterte Begegnung mit dieser bemerkenswerten und in vielen Aspekten noch neu zu entdeckenden Künstlerpersönlichkeit ermöglichen.
Kurator der Ausstellung: Peter Assmann