Museum des Nötscher Kreises

Anton MAHRINGER, Waldinneres, 1936, Öl/Leinwand, Privatbesitz

Archiv Ausstellung 2015

DER NÖTSCHER KREIS

Wege zum Bild

Ausstellung im Museum des Nötscher Kreises
vom 26. April – 1. November 2015

Ausgewählte Schlüsselwerke der Künstler des Nötscher Kreises sollen einen Einblick in die Arbeitsweise und Bildfindungen von Sebastian Isepp, Anton Kolig, Franz Wiegele und Anton Mahringer gewähren und somit die Genese eines Gemäldes von der Skizze oder Studie bis zum endgültigen Ölbild transparent machen. Jeder der vier Maler ging auf unterschiedliche und sehr individuelle Weise an die Realisierung eines Werkes heran und bediente sich dabei verschiedenster „Wege“, um zum fertigen Ölbild zu gelangen.

Raum 1
Franz Wiegele (1887 – 1944) bereitete sich in zahlreichen Studien eingehend auf seine Kompositionen vor. Ausführlich beschäftigte er sich vor allem mit der Körperhaltung seiner Modelle oder spezifischen Details, die ihm für die Umsetzung in Öl problematisch oder besonders wichtig erschienen. Dabei fällt die beachtliche Selbständigkeit dieser grafischen Vorarbeiten auf und oft ist die Unterscheidung zwischen Studie und autonomer Zeichnung kaum zu treffen. Dieser Entstehungsprozess soll für Wiegeles Schweizer Jahre (1917 – 1927) am Beispiel der „Dame in Grün“, für welche die aus Wien stammende Tänzerin Luise Zodel Modell saß, deutlich gemacht werden und das herausragende Familienbild Alfred Wiegele „Die glückliche Familie“ von 1932/33 mit seiner Fülle an erhaltenen Skizzen repräsentiert für die Zeit danach in Nötsch eindrucksvoll den Weg des Künstlers zum fertigen Gemälde.

Raum 2
Aufgrund der wenigen erhaltenen oder vielleicht auch der geringen, wirklich existierenden, grafischen Arbeiten Sebastian Isepps (1884 – 1954) ist eine exakte Veranschaulichung des Entstehungsvorganges eines Bildes dieses Malers erschwert. Jedoch belegen die seltenen Zeichnungen ebenfalls seine starke Verbundenheit mit der Natur und zeigen feinfühlige Ausschnitte der ihn umgebenden Landschaft, die er in ähnlicher Weise auch in seinen Ölgemälden umsetzte. Der Weg selbst wurde dabei oftmals zum wesentlichen Teil des Sujets, der Ort des Anhaltens zum bild- und blickwinkelbestimmenden Moment. Eine Reihe skizzenhaft wirkender Wald- und Dorfansichten aus der Zeit um 1910 mit breit angelegtem fleckigen Farbauftrag und vereinfachter formelhafter Darstellung vermitteln beinahe den Eindruck von Studien in Öl und lassen eine sehr spontane Verfahrensweise Isepps vermuten.


Raum 3
Anton Koligs (1886 – 1950) Entwürfe und Skizzen belegen, ebenso wie auch die Ölgemälde, sein besonderes Interesse an der Auseinandersetzung mit der Farbe als bildkonstituierendem Gestaltungsmittel. 1923 wurde dem Künstler von der Wiener Stadtgemeinde auf Empfehlung des Architekten Clemens Holzmeister die Ausstattung der Haupthalle im Wiener Krematorium übertragen. Dieses Projekt dokumentiert anschaulich Koligs Arbeitsprozess und zeigt die genaue Entwicklung von den ersten flüchtigen Skizzen über Entwürfe der Gesamtkonzeption bis zu zahlreichen figuralen Einzelstudien. Zur tatsächlichen Ausführung kam schließlich infolge vielerlei Auflagen und Einsprüche seitens des Auftraggebers eine stark reduzierte und abgeänderte Form der ursprünglichen Idee.

Raum 4
Überblickt man Anton Mahringers (1902 – 1974) Gesamtœuvre so nehmen darin Aquarelle und Pastelle einen breiten Raum ein. Beide Techniken boten ihm die Gelegenheit, seine Vorstellungen von radikaler Abkürzung und Reduktion auf das Wesentliche unmittelbarer umsetzen zu können als im Medium Öl. Ähnlich wie bei Franz Wiegele ist daher auch bei Mahringer die Grenze zwischen eigenständiger Grafik und vorbereitender Studie sehr fließend, wie es in zahlreichen Beispielen aus dem Themenbereich des Stillebens und des Waldes, zwei Sujets, mit denen sich der Künstler Zeit seines Lebens intensiv und kontinuierlich auseinandersetzte, besonders nachvollziehbar wird.
Gerade diese vielfältigen Zugänge und der kreative Prozess bis zur Realisierung des endgültigen Kunstwerkes dieser Maler zeigen auf spannende Weise die bedeutende Rolle des Nötscher Kreises in der Österreichischen Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.


Kuratorin der Ausstellung: Sigrid Diewald



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